Sultan Babur Schah dichtet: Der Tag ist ein Geschenk

Wir wissen wenig über die muslimischen Hochkulturen. Auf Deutsch machte Annemarie Schimmel Kenntnisse zugänglich. Ich habe nun ein Gedicht übersetzt aus der Feder des Begründers des Moghulreiches (1526-1858). Viele muslimischen Herrscher verewigten sich im Bedeutungsreich der Kultur auf dem Feld der Poesie. So auch Sultan Babur Schah. Er nahm das barocke Carpe Diem vorweg.

Sei achtlos nicht, o Schenk,
Erkenn die Rosenzeit an als Geschenk!
Die Zeit des Tranks bleibt ewig nicht,
Servier den Wein, beeil dich!

Erkenne meinen Ratschlag an,
Was kann der Unschlüssige schon wissen?
Was nützt es zu bemängeln,
Erkenn den Tag an als Geschenk.

Sei achtlos nicht in deinem Glück,
Lass nicht dein Wesen Trübsal blasen,
Gott wird gewiss gewähren dir,
Erbete Glück und sei beflissen.

Schön ist‘s Geliebten zu erreichen,
Wenn manche nicht dazwischen stehen.
Wenn ohne Mühe du erlangst,
Erkenn’s als Schicksal an und Glück.

Unzählig sind Armeen des Kummers
Und Abhilfe ist dies, o Babur,
Lass deinen Wein dir Hilfe sein
Und du beschütze deinen Becher.
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