Flügelschlag (21) – Mensch werden

Mit dem Namen Allahs, des Gestalters, des Rechtleitenden,

Novalis sagte:

Mensch werden ist eine Kunst.

Wir leben in einer Täuschung. Weil wir im Körper eines Menschen sind, meinen wir: wir sind Menschen. So ist es nicht. Ein wirklicher Mensch zu werden bedeutet sich selbst zu trainieren. Seelisches Training wird als Erziehung bezeichnet. Einen Menschen als Engel zu bezeichnen ist eine Herabsetzung des Menschen. Frei von Gelüst und Gier zu sein ist engelhaft, sie zu beherrschen ist menschlich. In Zeiten der Krise zeigt sich, ob wir der Bedeutung nach Menschen sind oder nur so aussehen. Wenn Deutschland das begreift, hören die „Menschen“ – sollten wir sie „Wilde“ nennen – endlich auf zu horten, aus Angst davor zu kurz zu kommen.

Was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist nicht, dass er bloß spricht und Werkzeuge erfindet. Das ist das europäische Menschenbild. Dies ist bloß ein Aspekt. Was den Menschen vom Tier unterscheidet, ist die Fähigkeit Verzicht zu üben und sich zu regieren: echte Freiheit.

Bin ich ein Wilder oder ein Edler? Die meisten, nicht nur in Europa, sind Wilde. Sobald ich aufhöre mein Verhalten zu veredeln, verwildere ich. Gott zürnt dem Volk, das wild ist, sich aber für edel hält. Edel heißt menschlich, wild tierisch. Mensch werden ist eine Kunst; glücklich, wer sie beherrscht. Der Ramadan ist ein Mittel sich zu veredeln. Er lehrt uns, die dem Anschein nach Menschen sind, sich menschlich zu verhalten. Willkommen, o schönster aller Monate!

Es ist nicht leicht ein Mensch zu sein,
Denn jeder glaubt, dass er‘s schon ist;
Der Ignorante meint sich rein,
Wer liebt, enttäuscht sich von der List.

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